Aktionsprogramm Schutzwald: Wald schützt uns! - aktuelle Entwicklungen

Schutzwald
Foto: BML / Alexander Haiden

Seit der Initiierung des Aktionsprogrammes „Schutzwald“ im Jahr 2019 konnten vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft (BML) und seinen Kooperationspartnern bereits zahlreiche essentielle Meilensteine umgesetzt und realisiert werden. Klimafitte, nachhaltig stabile und bewirtschaftete Schutzwälder haben höchsten Stellenwert für die Gesellschaft und Regionen in Österreich. Zusammenfassend die derzeit prioritärsten Aktivitäten im Rahmen der Österreichischen Schutzwaldpolitik.

Digitalisierungsinitiative

Mit der Fertigstellung des innovativen GeoMapping-Tools der Hinweiskarte Schutzwald in Österreich, konnte im Rahmen der Digitalisierungsoffensive des Bundes dieses wichtige Planungsinstrument für die Bewirtschaftung der Schutzwälder etabliert werden. Unter Berücksichtigung der lokalen Expertise der Forstabteilungen der Bundesländer sowie den Dienststellen der Wildbach- und Lawinenverbauung (WLV ) wurden 42% oder 1,6 Millionen Hektar Wald mit einer potentiellen Schutzfunktion ausgewiesen. Rund 16% oder 615.000 Hektar davon sind Wälder mit direkter Objektschutzfunktion. Um die dynamische Änderung der Schutzwaldkulisse zu berücksichtigen, ist im Jahr 2024 eine operative Evaluierung der Hinweiskarte Schutzwald geplant.

Die Geodatenthemen der Hinweiskarte Schutzwald und Bannwälder (gemäß § 27 ForstG 1975, wo ein aktueller behördlicher Bescheid vorliegt) werden vom BML als Open Data zur Verfügung gestellt. Die aktuellen Geodatensätze können kostenlos unter dem Downloaddienst im INSPIRE Geodatenportal Österreich abgerufen werden.

Des Weiteren gibt es im Zusammenhang mit der Hinweiskarte mehrere Machbarkeitsstudien. Die Kampfzone des Waldes soll kartographisch ausgewiesen werden, dazu hat eine Arbeitsgruppe unter Federführung des Bundesforschungszentrums für Wald (BFW) die forstgesetzliche Regelung für eine praktische Umsetzbarkeit definiert. Außerdem wurden im Rahmen eines Entwicklungsprojektes durch das BFW die Geodatensätze der Windschutzanlagen und Auwälder mit Schutzfunktion aktualisiert. Die Machbarkeitsstudie befindet sich vor Finalisierung und soll danach mit den zuständigen Schutzwaldreferenten der Landesforstdienste akkordiert werden.

Entwicklungsprojekte

Das BML hat mit Jahresende 2022 ein Entwicklungsprojekt zur Erstellung einer bundesweiten Karte zur risikobasierten Priorisierung von Maßnahmen im Wald mit direkter Objektschutzfunktion beauftragt. Dabei soll auch explizit der Waldzustand festgestellt werden. Das Projekt hat eine Laufzeit von vier Jahren und wird vom BFW wissenschaftlich durchgeführt. Bereits im Jahr 2024 soll das erste Arbeitspaket abgeschlossen werden. Dabei wird eine bundesweite räumliche Darstellung entstehen, welche die aus Defiziten des wirkungsnachhaltigen Waldaufbaus abgeleiteten Prioritäten für Interventionen abbildet. Nach der Fertigstellung dieser Projektphase, wird der Dialog mit den zuständigen lokalen Expertise der Forstabteilungen der Bundesländer und Sektionen der WLV gestartet, um notwendiges Investitionsmanagement im Wald mit Objektschutzfunktion zu fördern.

Mit dem Projekt „Regional- und volkswirtschaftliche Bedeutung der österreichischen Schutzwälder“ soll die wirtschaftliche Bedeutung der Ökosystemleistungen der Schutzwälder in Österreich verbessert werden. Insbesondere der Wald mit Objektschutzfunktion wird auf seine Wirkung zur Schadenabwehr bzw. Minderung bewertet und Möglichkeiten ausgelotet, um diese Schutzinfrastruktur weiterhin zu erhalten, verbessern und auszuweiten. Das Projekt wird vom BFW in Kooperation mit dem Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) durchgeführt und soll den Schutzwald und seine Leistungen als grüne Schutzinfrastruktur in Wert setzen. ÖKO-SCHU-WA ist ein Waldfondsprojekt welches am 30. Juni 2024 abgeschlossen werden soll.

Bestandesbegründung Nadelbäume

Forstgenetik im Schutzwald

Das BFW hat im Auftrag des Bundes ein Entwicklungsprojekt zum Verjüngungszustand im Schutzwald, eine Evaluierung geeigneter Saatgutquellen und Pflanzenproduktion und einen Vergleich von Bedarf und Angebot an Saat- und Pflanzgut für den Schutzwald erstellt. Erste Projektergebnisse wurden bereits beim Praxistag 2023 - Schutzwald im Wandel - präsentiert.

Auf rund 138.000 Hektar des Schutzwaldes mit Objektschutzfunktion ist eine dringende Verjüngung notwendig. Besonders in den inneralpinen Wuchsgebieten und nördlichen Zwischenalpen auf Seehöhen zwischen 800 und 1.400 m ist eine hohe Verjüngungsnotwendigkeit. Unterstellt man für diese Flächen eine sofort notwendige Aufforstung mit 1.500 bis 2.500 Pflanzen pro Hektar, so ergibt sich daraus ein Bedarf an rund 300 Millionen Forstpflanzen. Dies entspricht in etwa dem Zehnfachen der jährlichen Forstpflanzenproduktion Österreichs und überschreitet die Kapazität der Forstpflanzenproduktion bei Weitem. Um für die Zukunft strategisch gut vorbereitet zu sein, wird vom BFW ein Gespräch mit Expertinnen und Experten einberufen, um langfristig eine größere Vielfalt an klimafitten Baumarten für Aufforstungen sicherstellen zu können.

Fachspezifische Arbeitsgruppe

Die Arbeitsgruppe „Investitions- und Förderkriterien für Flächenwirtschaftliche Projekte (FWP) der WLV und Länder“ diente dazu, die wildökologische Ausgangslage in FWP besser zu beurteilen und zu verstehen. Mit dieser gesamtheitlichen Sichtweise, klaren Investitionskriterien und dem Verbinden verschiedener Stakeholdergruppen soll der effiziente Einsatz öffentlicher Mittel sichergestellt und die Schutzwirkung des Waldes nachhaltig verbessert werden. Als Ergebnis wurden klare Rahmenbedingungen und Definitionen untergliedert nach dem Fortschritt eines Projektes bestimmt. Die Arbeitsgruppe wurde im Jahr 2022 abgeschlossen. Praxisergebnisse der Arbeitsgruppe wurden bereits evaluiert und als nächsten Schritt in die Technischen Richtlinien der WLV und dazugehörigen Verwaltungsanweisung eingearbeitet.

Gesellschaft aufmerksam machen

Die aktuelle Broschüre des BML zum Thema „Der Schutzwald in Österreich – Wald schützt uns!“ gibt einen fachlich fundierten Überblick über die Bedeutung der grünen Schutzinfrastruktur in Österreich. Mit dieser Informations- und Wissensvermittlung soll in der öffentlichen Kommunikation mehr Bewusstsein zum Thema Schutzwald etabliert werden.

Zusätzlich zu der Broschüre hat das BML die „Woche des Schutzwaldes“ ins Leben gerufen. Von 8. bis 12. Mai 2023 fanden bundesweit, regionale und medienwirksame Aktivitäten statt, die von den Landesforstdiensten und dem Forsttechnischen Dienst für Wildbach- und Lawinenverbauung fachlich begleitet und unterstützt wurden. Ziel mit diesem neuen Format war, die Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbildung zu forcieren, um gezielt die Gesellschaft für das Thema "Naturgefahren und Schutzwald" zu sensibilisieren.

Angesichts des großen Erfolges und der positiven Resonanz, wird dieses Format auch 2024 stattfinden.

Weiters wurden auch zahlreiche Social-Media Auftritte auf den Kanälen des Bundes mit den unterschiedlichsten Themen bezüglich Schutzwald in Österreich bespielt, um die Bedeutung des Schutzwaldes zur nachhaltigen Sicherung des Lebensraumes ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken.

Der Schutzwald in Österreich: Ohne Schutzwälder können knapp 50% des Lebens- und Wirtschaftsraumes in Österreich nicht genutzt werden.
So wichtig ist der Schutzwald in Österreich!

Aktionsprogramm 2.0

2022 wurden mit Bundesmittel aus dem Katastrophenfonds rund 21 Millionen Euro mit technischen und forstlich-biologischen Maßnahmensetzungen in Flächenwirtschaftlichen Projekten (Fokus im Objektschutzwald) investiert. Mit der Initiation des Aktionsprogramms „Wald schützt uns!“ wurden 35 Meilensteine beschlossen, welche bis 2024 forciert werden. Zahlreiche Meilensteine konnten bereits für die Praxis umgesetzt werden. Mit der im 2. Quartal 2024 geplanten Evaluierung sollen Erfolge sichtbar gemacht, aber auch Schwierigkeiten in der Umsetzung kritisch durchleuchtet werden. Diese Validierung soll notwendige Aktivitäten und Empfehlungen für die Zukunft darstellen, um diese mit den forstpolitischen Entscheidungsträgern und Stakeholdern im weiteren Dialog zu akkordieren. Allen Akteuren ist aber bereits jetzt klar: Viele Aufgaben stehen noch an und nur „Gemeinsam“ kann der Schutzwald in Österreich langfristig gestärkt und seine Zukunft nachhaltig mitgestaltet werden.

Zu den Publikationen: